SINUS an Grundschulen                                             

 

 

Vorbemerkung

Angesichts zunehmender Unterschiede zwischen den Lern- und Leistungsvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler einer Lerngruppe stellt sich die Frage, wie im Unterricht damit umgegangen werden kann, möglichst alle nach ihren individuellen Voraussetzungen und Erfahrungen in der Entfaltung ihrer kognitiven Fähigkeiten zu fördern. Eine Antwort stellt der differenzierte Mathematikunterricht im Rahmen des Projektes SINUS dar.

 

Was ist Sinus? Zum Konzept  

Das Programm „SINUS an Grundschulen“ entwickelt den mathematischen und naturwissenschaftlichen Grundschulunterricht weiter.  Zehn Länder der Bundesrepublik nehmen mit ausgewählten Grundschulen aktiv am Programm teil, fünf weitere Länder als assoziierte Mitglieder.

Lehrerinnen und Lehrer der Teilnehmergrundschulen arbeiten im Team an typischen Herausforderungen des Unterrichts. Sie richten ihren Blick auf die individuelle Förderung der Kinder und schaffen eine ausbaufähige Grundlage für das Lernen in der Sekundarstufe. Lehrkräfte dokumentieren und reflektieren ihre Arbeit und werden dabei vom Programmträger, dem Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) wissenschaftlich begleitet.

 

Sinus an unserer Grundschule

Wir haben uns vergangenes Schuljahr erneut als Sinus-Schule beworben und sind ab dem Schuljahr 2019 / 2020 wieder dabei. Wir führen das Programm in den Jahrgangsstufen 1 bis 4 durch. In unsere Arbeit orientieren wir uns an folgenden Modulen:

 

  •  Gute Aufgaben
  •  Talente entdecken
  •  Interessen entwickeln
  •  Eigenständig/ gemeinsam lernen

 

 

 

Mit unserer Arbeit wollen wir folgende Ziele erreichen:

Unser Hauptanliegen ist die Umsetzung der Idee eines geöffneten und differenzierten Mathematikunterrichts durch

 

  •  eine stärkere Differenzierung über die Jahrgangsstufen hinaus,
  •  die bessere frühzeitige Erkennung von Begabungen und der damit verbundenen besseren Förderung,
  • das Wecken von Interesse an der Mathematik,
  • das Nachdenken über Mathematik  

 

So wollen wir unsere Ziele erreichen:

  • gemeinsames Erarbeiten von Unterrichtseinheiten im Bereich Zahlenmauern,
  • klassenübergreifendes Arbeiten zu einem festen wöchentlichen Termin,
  • Große helfen Kleinen; Starke helfen Schwachen

 

Das sind unserer Erfahrungen

Um Ihnen einen Einblick in unsere bisherigen Sinusarbeit zu gewähren, haben wir unsere Erfahrungen hier für Sie niedergeschrieben und mit Bilder dokumentiert:

 

 

Erfahrungsbericht 1   

Mit Zahlenmauern stiegen wir in unser Sinusprojekt ein, da sie eine immer wiederkehrende Aufgabenstellung beinhalten, was insbesondere unseren Erstklässlern zu Gute kam. Dennoch bieten sie zahllose Varianten im Schwierigkeitsgrad, wodurch der Motivationsgehalt auch für Stärkere von Anfang an gewährleistet war.

Ein Drittklässler erarbeitete, mit Unterstützung durch die Lehrkraft, zusammen mit den Erstklässlern Zahlenmauern (einige Zweit- und Drittklässler halfen auch).

Für den Schüler war dies eine große Herausforderung. Er ging mit gestärktem Selbstbewusstsein aus der Stunde heraus. Für einige Zweitklässler war es eine willkommene Wiederholung. Die Erstklässler machten erste Erfahrungen mit den Zahlenmauern.

Im Anschluss arbeiteten die Schüler auf sehr unterschiedlichen Niveaus an den Zahlenmauern. In dieser ersten Stunde waren die Drittklässler als Paten für die Erstklässler eingesetzt. Die Zweitklässler arbeiteten selbstständig und differenziert.

Es war eine sehr gute Arbeitsatmosphäre festzustellen. Das gegenseitige Helfen ist selbstverständlich geworden. Mittlerweile wird bei Bedarf geholfen. die Kinder mischen sich in diesen Phasen durch.

Die leistungsstarken Rechner der ersten Klasse haben sichtbar Freude an der Herausforderung. Auch das/ gerade das Rechnen über den erarbeiteten Zahlenraum hinaus motiviert und fordert enorm. Für die Schwächeren gibt die Betreuung durch Paten Sicherheit. Darüber hinaus ist zu beobachten, dass die Helfer-Kinder oftmals einfacher bzw. für Erstklässler verständlicher erklären können, als wir Lehrer.

In einem Fall stößt aber auch ein sehr geduldiger Helfer an seine Grenzen, als ein besonders leistungsschwacher Erstklässler trotz mehrmaligem Erklären zu keiner Lösung kommt. In diesem Fall "entlasse" ich den Paten und kümmere mich selbst um den Erstklässler.

 

 

Erfahrungsbericht 2   

Die Sinusgruppe 4 setzt sich aus leistungsstärkeren Schülern der 4. Jahrgangsstufe zusammen. Die anderen Aufgabenformate: Zahlenmauern kombiniert mit Fibonaccizahlen erzeugte großes Interesse bei den Kindern. Ihr Frageverhalten war ausgeprägter als in einem "normalen" Unterricht. Die gelernten Themen wollten sie zuhause den Eltern präsentieren.

Parallel haben wir für diese Gruppe Logikrätsel laufen, die wöchentlich besprochen und aufgelöst werden. Der Motivationsgehalt ist außerordentlich. Auch hier werden die Eltern durch die Kinder mit einbezogen.

 

 

Erfahrungsbericht 3      

Auf die Arbeit mit Zahlenmauern folgte das spielerische Finden von Würfelwahrscheinlichkeiten.         Hierzu würfelten Schülerpaare wiederholt mit je zwei Würfeln und bestimmten zunächst die Differenz aus der größeren und kleineren Augenzahl. Diese Ergebniszahlen hielten sie nach jedem Würfeldurchgang durch das Legen von Rechenplättchen in der entsprechenden Spalte einer Tabelle fest. Schon bald erkannten die ersten Kinder, dass manche Ergebniszahlen häufiger auftraten, andere seltener oder gar nicht.

Anknüpfend an diesen Erfahrungen zur Normalverteilung (dieser Begriff fiel selbstverständlich nicht explizit) sollten die Kinder das Würfelspiel „Räume das Feld leer“ spielen. Hierzu legten die Spielpartner zunächst je 15 Plättchen in die Spalten der Ergebnistabelle. Jedem Kind war es dabei freigestellt, wie es seine Plättchen verteilte.

Anschließend wurde abwechselnd wieder mit zwei Würfeln gewürfelt, wobei nach jedem Wurf die Differenz aus beiden Würfelaugen gebildet wurde. Hatte der Würfelnde zuvor ein oder mehrere seiner Plättchen in der entsprechenden Ergebnisspalte platziert, so durfte er eines dieser Plättchen wegnehmen. Gewonnen hatte das Kind, das zuerst das Feld (die Tabelle) leergeräumt hatte. In der nächsten Einheit wurde das Spiel wiederholt. Diesmal allerdings sollten die Würfelaugen addiert werden.

Mit großer Begeisterung waren die Kinder über die gesamten drei Einheiten bei der Sache, wobei es sowohl für die Älteren als auch für die Erstklässler immer wieder Momente des „Heurekas“ zu beobachten gab. Zusätzlich übten die Kleinen gleichsam im Spiel das Rechnen im Zahlenraum.

 

 

Erfahrungsbericht 4  

In einem nächsten Schritt boten wir den Kindern Knobelaufgaben aus dem Bereich der Geometrie an. Diese Knobelaufgaben zeichneten sich dadurch aus, dass sie mathematische Denkaufgaben sind.

Das Lösen dieser Aufgaben erforderte von den Schülerinnen und Schülern, dass diese Bekanntes in neue Zusammenhänge stellten, Geduld und Selbstkontrolle aber auch Geschick im Organisieren der eigenen Arbeit, Zuversicht und Ausdauer aufbrachten.

 

Die Schülerinnen und Schüler mussten in altersgemischten Teams Ideen entwickeln, um eine Knobel-aufgaben lösen zu können. Das Knobeln forderte die Kinder zu strategischen und logischen Überlegungen heraus, die auf der Ebene ihres Leistungsstandes ausgeführt werden konnten. Lösungsstrategien entstanden durch das Umsetzen gemeinsamer Ideen, durch Erforschen, Experimentieren, durch Versuch und Irrtum, später durch taktisch gezieltes Kombinieren. Durch Erweitern, Verengen und Suchen konnten sie ihre Ideen immer neuen Bewährungsproben unterziehen.

 

Unser Zwischenfazit:

Das gemeinsame Unterrichten mit dem Kollegen ist selbstverständlich geworden. Wir machen Beobachtungen zu allen Kindern, die dann unmittelbar besprochen werden können. Wir Lehrkräfte fungieren tatsächlich als Lernbegleiter, nehmen uns bewusst zurück und können gezielter fördern und fordern. Insbesondere starke Rechner gelangen an ihre Leistungsgrenzen, insbesondere deshalb, weil sie den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben selbst wählen dürfen und durch die Betreuung durch Ältere Mitschüler enorm angespornt werden.

Als besonders wichtig bei dieser Form des selbstbestimmten Lernens erachten wir eine exakte, auf das Leistungsniveau der Kinder abgestimmte Vorbereitung und Aufgabenauswahl.

 

Ansprechpersonen:

  • Irmela Leubner (Schulleitung)